Tübingen im Oktober. Im Schulungsraum der Kreisjägervereinigung Tübingen (KJV Tübingen) treffen sich am 14. Oktober 2023 über 20 Junge Jäger. Ihr Ziel ist klar: Schwerstverletzte gut und sicher versorgen können. Zunächst frischt der Referent Peter Eberhard, Sanitäter und Suchhundeführer, die Standards der Ersten Hilfe auf. Dann schildert er Verletzungen, die durch Waffen, Forstmaschinen und wehrhaftes Wild zugefügt werden.
Schnell wird den Teilnehmern klar, solche Verletzungen müssen mit zielgerichteten Verbandsmaterialien am Unfallort versorgt werden. "Ein Standard-Verbandskasten reicht dafür nicht aus", sagt Marlon Ries, Organisator dieses Seminars. "Zum Glück sind Verbands- und Hilfsmittel aus dem militärischen Bereich für jedermann zugänglich und erschwinglich."
In jeden Jagdrucksack sollten, so die Empfehlung von Peter Eberhard, vier Hilfsmittel zusätzlich gepackt werden:
1. Tourniquet: Mit ihm kann der Blutfluss von Adern und Venen in Armen und Beinen vermindert oder gestoppt werden,
2. Chest-seal: Bei offenen Brustkorbverletzungen, kann damit die Öffnung wirksam verschlossen werden und die Lungenfunktion erhalten werden
3. Israeli Bandage: Mit ihr werden stark blutende Wunden mit wenigen Handgriffen wirksam verschlossen.
4. Hemostatic gaze: Mit ihr werden Wunden abgedeckt und vor Keimen etc. geschützt.
Wie immer gilt auch hier, dass die Anwendung der Hilfsmittel geübt werden muss - das Wissen darüber alleine reicht nicht.
Aber auch ohne Hilfsmittel müssen und können Verletze versorgt werden. Peter Eberhard zeigt den Teilnehmern, wie aus einer Rettungsdecke oder einem Dreieckstuch ein Tragering gedreht werden kann und wie ein Verbandspäckchen als "Druckmittel" in einem Druckverband eingesetzt wird. Dabei betont er, dass diese Methoden grundsätzlich auch bei Hunden zum Einsatz kommen können.
"Wir alle hoffen, niemals in solche Situationen zu kommen", sagt Dr. med. Markus Küper, Kreisjägermeister der KJV Tübingen. "Das entbindet uns jedoch nicht von der Pflicht, vorbereitet und vorsichtig zu sein. Deshalb planen wir, derartige Seminare regelmäßig anzubieten".
Text: Heiko Schwöbel
